Buch von Kabir Bedi

Kabir Bedi:


Stories I must tell -

The Emotional Life of an Actor

(2021)


Auf über 300 Seiten gewährt Kabir Bedi uns Einblicke in sein Leben. Es ist keine klassische Lebenslauf-Darstellung, die chronologisch Lebensstationen abarbeitet, denn er hat sich dafür entschieden, seinen Kapiteln Themen zuzuordnen, nämlich “Leaving Home with the Beatles”, “Changes and Choices”, “Days of Love and Glory”, “Revolution to Religion”, “Ramblings on a Beach”, “Saving my Son” und “Agony and Ecstacy”.

Das ist sicherlich eine interessante Anordnung, eine etwas andere Biografie, der der Titel “Stories I must tell” wirklich gut Rechnung trägt. Es sind Geschichten seines Lebens, an denen Kabir Bedi uns teilhaben lässt. Manche sind sehr berührend, wie die Geschichte über seinen Sohn Siddharta. Kabir Bedi offenbart hier seine große “Wunde”, an der er, wie er selbst schreibt, immer noch leidet. Er schreibt über seine Glaubensvorstellungen, über seine Filme, seine Frauen, Indien, Italien, Hollywood und kündigt Teil 2 mit weiteren Geschichten seines Lebens an.

Manchmal gewährt er uns einen kurzen Einblick in sehr persönliche Dinge, die aber in seinem Leben entscheidend waren. Der Freitod seines Sohnes ist sicherlich das traurigste und berührendste Kapitel in diesem Buch. Aber auch andere Inhalte offenbaren Kabir Bedis Gefühlswelten, wie z. B. das Verspekulieren, den Verlust seines Vermögen, der sehr schmerzhaft war, weil dadurch der Wunsch nach dem Traumhaus nicht verwirklicht werden konnte. Ich hätte mir durchaus mehr dieser biografischen Einblicke gewünscht, denn sie bringen mir Kabir Bedi viel näher als eine Auflistung an A-Schauspielern, mit denen Kabir Bedi arbeiten durfte und von denen er stolz Fotos im Anhang auflistet.

Überhaupt haben mich die vielen Namen überfordert. Gewiss, die indischen Namen sind uns hier im Westen nicht so geläufig, aber auch die anderen Namen aus dem europäischen und amerikanischen Bereich waren einfach verwirrend. Dafür hätte ich mir mehr intensiv geschriebene Geschichten mit wenigen dieser Personen gewünscht.

So hat mir am besten das Kapitel über seine außergewöhnlichen Eltern gefallen. Das war sehr aufschlussreich. Sie haben sehr große Fußstapfen hinterlassen, und es ist sicherlich schwer, ihnen irgendwie nacheifern zu wollen, gerade in religiöser bzw. philosophischer Sicht, was bei Kabir Bedi ja auch immer ein Thema ist. Vielleicht hat er wegen dieser “überhöhten/erhöhten” Eltern seinen Erfolg auf einem ganz anderen Gebiet beweisen wollen, nämlich der Schauspielerei.

Das Buch offenbart für mich Kabir Bedis ziemlich große Frustration über die Situation in Hollywood, so sein Zitat: “Hollywood devastated me, Italy and India resurrected me” (Seiten viii, 277). Zweimal hat er sich in Hollywood niedergelassen. Er hat dort nicht die Rollen erhalten, die er sich gewünscht hat. Dafür hat Italien ihn geliebt und auch zum Ritter geschlagen. Kabir Bedi mag Rom sehr gern. Hier erkennen ihn die Italiener als “Sandokan”, eigentlich die größte Rolle, die er gespielt hat. Er schreibt selbst, dass sein Name mit dieser Rolle verbunden ist. So ist die Kritik, die er an Can Yaman, dem vielleicht nächsten Sandokan, in Zeitungen kürzlich geäußert hat, vielleicht auch verständlich. Sandokan war eben Kabir Bedis Rolle seines Lebens und er hat der literarischen Figur seinen Stempel aufgedrückt. Er hat diese Rolle in insgesamt vier Film(-serien) gespielt, allerdings wurde eine meines Wissens niemals ausgstrahlt, nämlich “Il Figlio di Sandokan” aus dem Jahr 1998. Bedi schreibt paradoxerweise, dass diese Serie viel später ausgestrahlt wurde (“The other was The Son of Sandokan (Il figlio di Sandokan), realeased much later due to fights in Italian courts.” - S. 282). Falls jemand darüber was weiß oder den Film tatsächlich gesehen hat, würde ich mich über eine Information darüber sehr freuen.

Kabir Bedi beschreibt die Zeit, in der er mit Sandokan bekannt geworden ist, als “Tage des Ruhms”, die aber auch überschattet worden sind durch die psychisch schwierige Situation seiner damaligen Partnerin. Ich hätte gern mehr über die Dreharbeiten, die Zeit seines Ruhms 1976 und seine Erfahrungen hinterher erfahren, gerade weil es die Rolle seines Lebens gewesen ist.

Insgesamt war das Buch informativ, aufschlussreich und auch berührend. Es gewährt Einblicke in einige von Kabir Bedis Lebenserfahrungen. Übrigens ist es in Englisch und Italienisch erschienen.