Keraman heute

Keraman gehört heute zu Malaysia, es liegt im “Labuan Marine Park”. In ca. 20 Minuten per Motorboot kann man Mompracem von Labuan City aus erreichen. Allerdings ist Keraman zurzeit keine Insel für Touristen mehr wie früher, leider. Dadurch ist es schwierig, direkt eine Passage dorthin von Labuan aus zu finden. Man kann versuchen, auf der nahe gelegenen Nachbarinseln Rusukan Besar ein Chalet zu buchen und dann für einen Tagesausflug nach Keraman zu kommen.

Ich war inzwischen dreimal auf dieser Insel, das erste Mal mit meinen Eltern 1998, das zweite Mal mit meinem Freund Simon im Juli 2000 und das dritte Mal im Juli 2019 mit Karin Itzigehl. Beim ersten Mal waren noch die touristischen Anlagen intakt. Man konnte hier recht abenteuerlich auf einer Plattform übernachten, tagsüber Wassersport treiben oder nach den berühmten Wracks, die bei Mompracem liegen, tauchen. Nein, es handelt sich nicht um von Sandokan versenkten Schiffe, sondern um recht moderne Wracks. Das "Cement Wreck", die "MV Tung Hwang" zum Beispiel ist in den 1980er Jahren östlich von Mompracem in 30 Meter Tiefe gesunken, als es, beladen mit Zement, auf den Weg nach Brunei war.

Von den einstmals recht guten Anlagen des "Kuraman Resort" gab es zwei Jahre später immerhin noch ein Restaurant. Simon und ich wurden mit Pommes Frites bewirtet, und der Hund, der uns den ganzen Tag dort begleitet hatte, aß natürlich mit. Die Bevölkerung, die zur der Zeit auf der Insel lebte, war sehr nett und hilfsbereit.

2019 gab es keine Bevölkerung mehr, leider. Nur eine Crew befindet sich auf der Insel, die für den 1897 von den Briten errichteten Leuchturm zuständig ist. Er befindet sich auf dem höchsten Punkt der Insel.

Zwischen 2000 und 2019 war die Insel aber kurzfristig im Zusammenhang mit dem "Labuan Marine Park" zu einem Ausflugsort für Touristen wieder entwickelt worden. Ein neuer Anleger wurde nun an anderer Stelle gebaut, eine Begrüßungstafel "Selamat Datang" (Herzlich Willkommen) befindet sich immer noch dort zwischen verfallenen Picknick-Anlagen. 1998 lag der Anleger im Südosten der Insel, 2000 genau gegenüber im Nordosten, mittlerweile liegt die Anlegestelle liegt so weit im Westen der Nordküste, dass man sich durch den Dschungel zu den Stränden im Osten der Inseln durchkämpfen muss. Einen Pfad gibt es da natürlich noch immer. Hier kann man noch Reste von den Nesthügeln der Großfußhühner entdecken. Ich befürchte, dass diese faszinierenden Tiere auch nicht mehr auf der Insel vorkommen. Auch befindet sich auf dem Weg vom Anleger nach Osten der Salgari-Gedenkstein an der Küste. Ihn erreicht man aber besser über die Küste, so wie ihn mein Vater Horst Gerlich 1998 auch entdeckt hat.

Keraman hat wunderschöne Strände, gerade die Sandzunge am östlichen Ende lädt zum Träumen ein. Doch leider war sie 2019 vermüllt, einfach, weil dort nicht mehr für Touristen sauber gemacht wird. So verfallen auch die einst schönen touristischen Anlagen zusehends.

Es steht im Raum, diese Insel in ein großes Luxus-Hotel-Gelände für reiche Touristen aus China zu verwandeln und dazu künstliches Land vor der Insel aufzuschütten, um weitere kleine Inselchen zu erschaffen. Chinesische Investoren sind sehr daran interessiert. Urlauber aus China lieben Malaysia geradezu. Es wäre aber das Ende der eigentlichen Insel Keraman...

Ein wenig "neuere" Geschichte zur Insel:

2004 hat eine Gruppe Auswanderer aus Brunei die Insel für unabhängig erklärt - vor dem Hintergrund, dass diese Insel eigentlich zu Brunei gehören müsste. Die Gruppe wollte die Insel touristisch entwickeln, ein Klubhaus für Taucher bauen und hatte sogar schon eine Fahne für ihre Insel konzipiert, doch da diese Bemühungen niemand wirklich ernst nahm, ist nichts daraus geworden.

Interessant an dieser Geschichte ist tatsächlich die Frage nach der Zugehörigkeit dieser Insel. Betrachtet man diese drei kleineren Inseln in einem Zusammenhang mit Labuan und den anderen kleineren Inseln rings um Labuan, dann hat dieser Insel-Komplex laut offizieller Geschichte früher zu Brunei gehört, bis dieses Sultanat – allerdings unter Zwang – die Insel an die Briten abgetreten hat. Doch da auch Syarif Osman von Marudu an Labuan interessiert war (oder sogar einen berechtigten Anspruch hatte?), ist es unklar, zu wem Labuan seinerzeit, also vor 1845 und dem Untergang von Marudu, gehört hat: entweder Brunei oder tatsächlich zu Marudu, und dann wäre die Flagge von Keraman (Mompracem!) in der Tat die Tigerflagge gewesen.