Namensbedeutung

Auch anhand der Bedeutung des Namens lässt sich festmachen, dass es sich bei Mompracem und Keraman um dieselbe Insel handelt. Hierzu erfolgt eine linguistische Analyse: Die Wortsilbe „keram“ (gesprochen: kram) ist synonym mit der Silbe „peram“ (gesprochen: pram), siehe Wörterbuch Kamus Dewan 1993: 596 und Kamus Indonesia Inggris 1990: 421. Das hiervon gebildete Verb bedeutet im Malaiischen „brüten“ und das Nomen („pemperaman“) bedeutet entsprechend „Brutplatz“. In beiden Namen kommt also das Stammwort vor, das etwas mit dem Brüten von Vögeln zu tun hat. Also liegt beiden Namen dasselbe Stammwort, das im Folgenden fett gedruckt ist, zugrunde:

Verbpräfix "Mom" + - "p[e]ra(ce?)m" (Namensbildung anhand des Verbs)

"Keram" + Nomensuffix "an". (Namensbildung anhand des Nomens)

Das „c“ in Mompracem taucht nicht in allen Namensvarianten im Kartenmaterial auf, manchmal lautet die zweite Silbe „pratem“ oder es fehlt ganz, zum Beispiel bei Mon-piaum. Der Inselname mit dem „c“ könnte auch auf das Verb „memperamkam“ zurückgehen, wobei das „c“ dann aber als „k“ gesprochen werden müsste. Bei Mompracem ist die Grundsilbe etwas schwieriger zu erkennen, aber man sieht bereits an den vielen Namensvarianten der Portugiesen, dass sie mit dem Namen Schwierigkeiten hatten. Sie vergaben bei ihren Karten entweder Namen aus ihrem eigenen Sprachbereich, zumeist religiös orientiert, zum Beispiel „I(lha) de San Maria“, die dann immer gleichblieben; oder sie bemühten sich, die einheimischen Namen wiederzugeben, die – wie bei Mompracem - oft in Varianten erschienen, weil sie von den Europäern schwieriger zu meistern waren als die Namen aus der eigenen Sprache.

Bei Keraman ist der Wortstamm einfacher zu erkennen, da das Suffix „-an“ im Malaiischen aus einem Wort ein Nomen formt. Keraman bedeutet also Nistplatz. In diesem Zusammenhang ist eine Erwähnung von Guillemard (1886: 264) interessant, der vor Ort war: „The bird (Megapodius lowi) seems to be chiefly confined to the Kuraman Islands, at the south-west end of Labuan, although its nests are occasionally found on the main island.“

Mit den Kuraman-Inseln sind die drei Inseln Keraman, Klein und Groß Rusukan gemeint. Bei dem Vogel, den Guillemard dort entdeckt hat, handelt es sich um das Mindanao-Großfußhuhn, das ein außergewöhnliches Nistverhalten hat: Es baut mehrere Meter hohe Hügel und platziert in der Mitte seine Eier. Die Eier werden in dem gigantischen Hügel ausgebrütet, siehe Bild unten. Dieses sehr auffällige Verhalten könnte die Einheimischen, für die die Beobachtung von Vögeln eine große Bedeutung hatte, zu dem Namen der Insel inspiriert haben. Vielleicht heißt eine Nachbarinsel, die östlich von Keraman und südlich Labuan liegt, deshalb auch „Burong“, was „Vogel“ übersetzt heißt. Die Portugiesen haben den Namen der Insel nach Hörensagen aufgeschrieben, und erst mit der Kartographie der Briten ist die Lage von Mompracem nach vielen Irrungen und Wirrungen wieder dahin auf der Karte zurückgekehrt, wo sie immer lag: südwestlich von Labuan – als Keraman.

Nisthügel des Mindanao-Großfußhuhns:

Hügel des Großfußhuhns

Mindanao-Großfußhuhn (Megapodius cumingii)